Sweet Home: Interiorausstellung in London: Willkommen im «Wow-House» | Basler Zeitung

2022-10-10 08:52:50 By : Mr. Wan Qi

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Das Design Center Chelsea Harbour  in London ist der bedeutendste Ort für Textilien und Interiordesign und der grösste seiner Art in Europa. In über 120 Ausstellungsräumen suchen und finden Designer die Stoffe, aus denen Wohnträume werden. Nun öffnet es sich auch dem Publikum, und zwar mit einem Showhaus, das  WOW!house heisst und ein Interiordesign-Gesamtkunstwerk ist. Claire German, CEO vom Design Centre Chelsea Harbour hat renommierte englische Designer eingeladen, die Räume eines Hauses ganz nach ihren Vorstellungen einzurichten. Entstanden ist ein Showhouse mit 17 Räumen. Dabei sind auch typisch englische Zimmer wie etwa der «Morning Room», ein Familien-Wohnzimmer, das man tagsüber benützt, oder der «Drawing Room», ein Empfangsraum. Wer englisches Interiordesign liebt und hautnah erleben will, kann das WOW!house besuchen. Die Ausstellung ist für alle geöffnet vom 1. Juni bis zum 1. Juli. Hier entdecken Sie einige Räume, die besonders interessant sind.

Das allererste Mal, als ich in einem wirklich typisch englischen Hotel wohnte, wäre ich am liebsten geblieben. Die Betten waren hoch und weich, die Stimmung so gemütlich wie ich es noch nirgendwo erlebt hatte und der Stil so elegant und inspirierend, dass ich am liebsten meine Wohnung genau so eingerichtet hätte. Das Interiordesign war von Kit Kemp . Der Mitbesitzerin und Creative Director der Hotelgruppe Firmdale Hotels gehörte gar besagtes Hotel. Ich ging später noch mehrmals in dieses Hotel und jedes Mal war es wieder komplett anders eingerichtet. Kit Kemp hat mittlerweile ihre Tochter Minnie Kemp in ihr Interiordesign-Studio geholt und die beiden haben den «Day Room» des WOW!house eingerichtet.

«Wir wollten, dass sich unser Raum wie eine lebendige, atmende Werkstatt anfühlt – eine Schmuckschatulle, die bis zum Rand mit einzigartigen Ideen gefüllt ist.»

Sie stellten sich vor, dass hier Mimi arbeitet, eine Pariser Hutmacherin, die während ihrer Arbeit von Grossem träumt. So haben sie die Wände mit einer pittoresken, idyllischen Landschaftstapete von Pierre Frey ausgekleidet. Die Decke ist mit einem geometrisch gemusterten Stoff bezogen und überall explodieren Muster und fantasievolle Ideen. Die Vitrine ist im Stil von Bloomsbury bemalt, die Sesselstühle mit Blumenstoffen bezogen und die Kissen mit Katzenmotiven bestickt. 

Natürlich sind in England auch die Betten schön angezogen. Sie veranschaulichen so ziemlich das Gegenteil von der hier verbreiteten, spartanisch nordischen Vorstellung des Schlafens. Wer kann, der hat ein Himmelbett. Ein solches steht im Schlafzimmer, welches der Interiordesigner Brandon Schubert mit Stoffen von Morris&Co.  gestaltet hat.

«Ich hoffe, dass dieses Schlafzimmer die Besucher dazu inspiriert, öfter Muster und Farben zu verwenden, um damit mehr visuelles Drama in den eigenen vier Wänden zu kreieren.»

Die Wände von Brandon Schuberts Schlafzimmer zieren Blätter in Herbstfarben. Dunkle, blaugrüne Vorhänge an den Fenstern und rund ums Bett vermitteln ein Cocooning-Gefühl. Die Stoffe und Tapete des Schlafzimmers sind aus dem Hause Morris&Co. , welches das grosse, kreative Erbe von William Morris verwaltet und zur Sanderson Design Group gehört.

Brandon Schubert eröffnete sein Interiordesignstudio 2019, nachdem er einige Jahre für Ben Pentreath Ltd. gearbeitet hat, der auch Projekte mit Prince Charles machte. Er richtet oft historische Häuser und Wohnungen ein. Das Studio kreiert Innenarchitektur mit Respekt für Architekturgeschichte und Details. Wichtig für Brandon Schubert sind die Grösse und Funktion eines Raumes. Er schafft Innenräume, die sich natürlich anfühlen und Beständigkeit ausstrahlen.

Wenn es so etwas wie Haute Couture für Textilien im Innenbereich gibt, dann bewegt sich die französische Firma Pierre Frey auf diesen Laufstegen. Mit den edlen Stoffen und Tapeten hat Linda Boronkay einen Salon kreiert. Sie verleiht ihm Eleganz und Moderne und spielte mit einer futuristischen Interpretation der antiken ägyptischen Architektur. Inspiriert dazu hat sie die neue Kollektion von Pierre Frey: «Merveilles d’Egypte». Linda Boronkay ist spezialisiert auf Innenarchitektur und offenbart mit diesem Projekt ihr Talent. So spielt sie mit strukturellen Elementen wie Säulen, übergrossen Türrahmen und Leisten an den Wänden.

Mit den Stoffen und Tapeten, die ein modern interpretiertes Tribut an die Juwelen, Ornamente und die Pracht der Pharaonen darstellen, kreierte Sie einen entspannten, luxuriösen Raum für das 21. Jahrhundert. Sie will damit die Besucher auf eine Entdeckungsreise einladen, die alle Sinne weckt.

«Für mich bedeutet Innenarchitektur, eine Fantasie zu schaffen, einen sicheren Hafen, ein unvergessliches Erlebnis.»

Mein persönlicher Liebling ist dieser grüne Traum voller Überraschungen und Glamour. Eingerichtet hat ihn das schwedisch-englische Duo Charlotte Rey und Duncan Campbell von Campbell-Rey. Unter dem Zeltdach aus Satin tritt man in eine Welt ein, die von den monochromen italienischen Gärten inspiriert ist. Alles ist verspielt und verzaubert und lässt einen zweimal hinschauen: Ist die Wand wirklich aus Stein? Fliesst aus dem Brunnen Wasser und sind die Tischbeine echte Äste?

Die beiden Designer kreierten den stylishen Raum in Partnerschaft mit dem amerikanischen Textilbrand Schumacher . Der Mix and Match mit unterschiedlichen Texturen, Stilen und Zeitepochen wirkt lebendig, vielseitig und wunderschön verführerisch. Duncan Campbell und Charlotte Rey gründeten ihr Londoner Designstudio Campbell-Rey 2014. Ihre Arbeit bewegt sich fliessend zwischen Interior-, Möbel- und Produktdesign. Die beiden verzeichnen Aufträge von renommierten Brands wie Bulgari oder Bentley Motors.

«Mit Liebe zu historischer Architektur und traditionellen Dekorationstechniken sowie der Fähigkeit, zwischen Stilen, Zeiten und Objekten überraschende Dialoge zu schaffen, ist unsere Arbeit von einem spielerischen Geist und dem Wunsch geprägt, Magie zu schaffen.»

Zuerst «traf» ich Rita Konig  vor einigen Jahren in den Kolumnen der «Telegraph»-Magazine. Da schrieb sie nämlich über die Schönheit von dunklen Holzmöbeln, wie man chic auf die europäische Art frühstückt oder weshalb Beistelltische so wichtig sind. Die Tochter der berühmten Textil- und Interiordesignerin Nina Campbell wuchs in den schönsten Einrichtungen und in der glamourösen Welt auf, die ihre Mutter kreierte. Später wurde sie selbst zur Einrichterin. Mit Ihrer frischen und entspannten Interpretation des englischen Einrichtungsstils hat sie sich selbst einen grossen Namen geschaffen. Ihr Partner für das WOW!house -Morgenzimmer war  GP & J. Baker.  Die Firma wurde 1884 gegründet und ist seit 1982 «Royal Warrant». Das ist eine königliche Auszeichnung für Firmen, welche regelmässig den Hof beliefern.

Rita Konig setzte Klassiker von GP & J. Baker ein wie den «Fern» Chintz, den schon ihre Mutter oft benutzte. Dieses Muster ist der Hauptdarsteller im Morgenzimmer, das ein privates Wohnzimmer für die Familie ist, welches man tagsüber nutzt. Dazu kombiniert sie andere Muster, Möbel und Accessoires in einem eklektischen Mix.

«Es sind die kleinen Details, wie die Schale mit Smarties auf der Ottomane, die ein Einrichtungsthema zusammenbringen und Räume echt machen.»

Diese luxuriöse Bibliothek lädt dazu ein, es sich mit einem Tom-Collins-Cocktail bequem zu machen, Vinylschallplatten zu spielen und in klassische Literatur zu tauchen. Kreiert haben die Bibliothek Bunny Turner and Emma Pocock von Turner Pocock in Partnerschaft mit der britischen Möbelfirma Julian Chichester .

Die beiden waren glücklich, mit dem brillanten Julian Chichester zusammenzuarbeiten und seine eleganten, sorgfältig entworfenen Möbel zu verwenden. Damit haben sie eine Bibliothek entworfen, in der man länger verweilen möchte. Die Wände sind getäfelt und in der Farbe des weichsten Mooses gestrichen. Das Bücherregal, das eine Ecke des Raums säumt, besteht aus dunkel geräucherter Eiche, schwarzem Leder und gealtertem Messing. Gepolsterte Sessel mit verstellbarer Rückenlehne sind um einen niedrigen Couchtisch gruppiert und laden zu geselligen Gesprächen ein. Tischlampen, Stehlampen und ein skulpturaler Kronleuchter schaffen sanftes Licht. Natürlich steht da auch ein Barwagen, der dazu einlädt, ein Glas einzuschenken, in Büchern zu stöbern und Platz zu nehmen.

«Wir sehen unsere Rolle als Unterstützerinnen des Traumlebenstils der Auftraggeber. Unser Ziel ist einfach: Wir helfen den Kundinnen und Kunden, besser in ihrem Zuhause zu leben.»

Marianne Kohler Nizamuddin  ist Journalistin, Stylistin und Creative Consultant. Ihr Beruf führte sie nach Paris, New York und München und einige Jahre als Modechefin zur Zeitschrift «annabelle». Heute arbeitet sie selbständig für Firmen und Agenturen im In- und Ausland. Folgen Sie ihr auf  Instagram  und besuchen Sie ihre Website mit Blog:  «Styles and Stories» .